Gestern abend habe ich es endlich geschafft, zum ersten Mal an einer Lesung von Marlen Schachinger teilzunehmen. Ich habe mir schon so oft vorgenommen, etwas von ihr zu lesen, da ich ja schon durch mehrere Artikel auf sie aufmerksam wurde. Aber immer kam etwas dazwischen und mein SUB ist eh schon so groß und ..., na ja, ihr wisst sicher, was ich meine. Bis ich vor einigen Tagen in Evas Literaturgeflüster las, dass sie im Literaturbuffet ihren neuen Roman vorstellt. So hatte ich gestern das Vergnügen die Autorin endlich kennenzulernen. Und was soll ich sagen, ich bin schwer beeindruckt.
Der neue Roman handelt von zwei Frauen. Marie schon weit über achtzig und Lea, eine junge Dokumentarfilmerin, Mitte dreissig. Zwei Frauen, die sich durch Zufall kennen lernen und unterschiedlicher nicht sein können. Marie, voller Lebensfreude, Abenteuerlust, das Positive sehend, Lea, eine Migrantin aus Sarajevo, eine Pessimistin, deren Glas immer halb leer ist. Die Kernthemen der Geschichte sind Lebensfreude, Freundschaften über Generationsgrenzen, die Aufarbeitung der gleichgeschlechtlichen Liebe während der NS-Zeit und das österreichische Beschweigen dieses Themas, das bis heute anhält. Im Standard gibt es dazu einen interessanten Artikel. Ich finde es beschämend, dass Österreich nicht in der Lage ist, seine braune Vergangenheit sauber aufzuarbeiten. Aber vermutlich ist es, wie so oft, eine Frage des Wollens. Deutschland ist da ja deutlich weiter.
Aber zurück zum Buch. Mit jedem Kapitel, das Marlen Schachinger für die Lesung auswählte, zog sie die Zuhörer in ihren Bann. Während sie las, war es mucksmäuschenstill. Kein Räuspern, kein Gläser klirren, kein ungeduldiges Scharren mit den Füßen, wie man es sonst bei Lesungen gerne hört. Mit ihrer klaren, schnörkellosen Sprache vermeidet sie jedes Pathos und larmoyante Klischeebefriedigung. Nach der Lesung gab es dann noch eine angeregte Diskussion zwischen der Autorin und den Gästen, die deutlich zeigte, wie interessiert die Menschen an diesen Themen sind.
Ich muss ja wohl nicht extra erwähnen, dass mein SUB mal wieder gewachsen ist. .
Marlen Schachinger, geboren 1970 in Oberösterreich, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Deutsche Philologie und Ästhetik. Für ihre bisherigen Werke (Kurzgeschichten, Romane, Hörstücke, Lyrik sowie Sachbücher aus dem Fachbereich HerStory) erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise. Sie lebt und arbeitet in Niederösterreich und Wien.
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